Werner Umstätter

Fotograf und Fotografie-Sammler

Der Autor dieser Collagen zur Fotogeschichte wurde 1935 in der Großstadt Ploiesti geboren, gelegen rund 60 km entfernt von der rumänischen Hauptstadt Bukarest in der Walachischen Tiefebene am südlichen Fuß der Karpaten.
Sein Vater war Diplom-Chemiker (der übrigens die Mehrbereichsöle für Motoren erfand) und hat wohl eher beiläufig in dem jungen Werner die Begeisterung für die Fotografie geweckt, wenn er an den Wochenenden im zum Fotolabor mutierten Badezimmer auf der Badewanne die mit einer Leica aufgenommenen schwarz-weißen Familienfotos selber vergrößerte. „Ich war immer ganz begeistert, wenn ich mit ansehen dürfte, wie ich selbst plötzlich auf dem weißen Papier zu sehen war“ erinnert sich Werner Umstätter noch heute.

1948 kam die Familie nach Berlin. Hier gewann Werner Umstätter eines Tages bei einem Wettbewerb eine Zeiss Ikon Box-Kamera „Tengor II“ - eine Rollfilm-Box für 6x9 cm große Aufnahmen, die von 1951-56 in Berlin-Steglitz bei der Optischen Anstalt C.P. Goerz gebaut wurde und mit der schon Farbaufnahmen gemacht werden konnten, denn sie besaß einen Achromat als Linse.

Beruflich entsprach Umstätter dem Wunsch des Vaters nach einem „ordentlichen Beruf“ und wurde Wirtschaftsingenieur. Doch die Fotografie hatte ihn schon zutiefst ergriffen. Die journalistische Tagesfotografie blieb ihm verschlossen, da er bei einem Unfall 1957 sein linkes Bein verlor. Genau in dieser Zeit suchte die Illustrierte „Constanze“ Fotografen. Werner Umstätter fotografierte fortan Mode und alles was die Werbeagenturen bestellten. 1963 machte er sich selbstständig, doch immer mehr große Firmen = Auftraggeber verließen West-Berlin in Richtung West-Deutschland. Wohl oder übel zog Umstätter in Richtung Frankfurt/Main um und erschloss sich dort eine neue Sparte der Fotografie: Möbel und Raumausstattungen in Großbild-Aufnahmetechnik.

1996 kehrte er zurück nach Berlin. Seitdem widmet er sich seiner in den Berufsjahren wie von selbst entstandenen Fotosammlung, deren Grundstock die ausgemusterte Technik bei den beruflich immer wieder notwendigen Neukäufen bildete. Als ein Freund eine Pentax-Sammlung auflöste, „ da sah ich, was es noch alles Schönes gibt“. Und fortan sammelte Werner Umstätter alles, aber auch wirklich alles, was irgendwie auch nur einen Hauch von Berührung mit der Fotografie hat. Und er katalogisierte alle seine Schätze in einer (zukünftig zugänglichen) Datenbank. Inzwischen sind große Teile seiner Sammlung bis nach Japan verkauft.

Einen Wunschtraum hat Werner Umstätter noch: dass es auf Dauer eine begehbare Box-Kamera als Fotomuseum in Deutschland geben möge, das die nun 185-jährige Geschichte erleb- und erfassbar - und unterhaltsam! - präsentiert. Einige fotografische Schätzchen hält er dafür noch bereit. Vor einiger Zeit hatte er tatsächlich schon mal in seinem Garten eigenhändig ein begehbares Modell „seines“ Box-Kamera-Fotografie-Museums aufgebaut - ich war schon mal beeindruckt...

Text: Hans-Jürgen Horn – Gesellschaft für Fotografie e.V.